Montag, 21. Mai 2018

Wörter


Seit längerer Zeit heute nun mal wieder ein Blogbeitrag von mir, und zwar mit einem kleinen Ausflug in die Etymologie. Anlass ist eine Frage, die mich schon seit längerem immer mal wieder beschäftigt … 


Wann und auf welcher Grundlage hat man eigentlich mal damit begonnen, 
bestimmte politische Ausrichtungen als 'links' oder 'rechts' zu bezeichnen? 





Wo kommt das her? Wer hat das so festgelegt und welche Idee steckt dahinter? 


Und sind diese Bezeichnungen für besagte jeweilige politische Ausrichtungen aus heutiger Sicht nicht geradezu paradox, wenn man sich vor Augen führt, für was beide Bezeichnungen im eigentlichen Sinne stehen, und welche Eigenschaften man damit assoziiert? 


Rechts … darin findet sich der Begriff 'Recht' wieder, und der steht nun mal im Allgemeinen für 'das Gute': Recht haben, Rechtsprechung, Rechtschreibung, gerecht, rechtens, es ist recht, rechtschaffen … Mit solchen Begriffen verbinden wir alles, was richtig ist, ehrlich und erstrebenswert.


Links dagegen: linkisch, zwei linke Hände haben, link sein, linke Bazille … damit meinen wir Menschen, die sich ungeschickt verhalten, die nicht vertrauenswürdig sind oder gar kriminell oder bösartig.


Es geht noch weiter: Die rechte Hand eines Kindes galt noch bis vor wenigen Jahrzehnten als 'das hübsche Händchen'; Linkshänder hat man umerzogen, teilweise sogar mit dem Rohrstock. Und im Straßenverkehr gilt hierzulande die Regelung „Rechts vor Links“ … 


Die Botschaft, die in unserem Bewusstsein von klein auf verankert wird: Rechts ist 'das Richtige', Links dagegen wird als negativ wahrgenommen.


Wie jedoch vereinbart sich das nun mit der Politik, wo es nun doch eine rechte Partei war, die im vergangenen Jahrhundert eines der schlimmsten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit begangen hat und die zum Synonym für das abgrundtief Böse schlechthin geworden ist? Und heute, mit dem Einzug einer stark rechts ausgerichteten Partei in den Deutschen Bundestag, sind dumpfe Hetze, Abwertung von ganzen Menschengruppen, antidemokratische Strömungen und demagogische Reden wieder gesellschaftsfähig geworden, und es ist noch genauso gruselig und beängstigend wie damals - und genauso dumm!


Wobei ich natürlich auch einräumen möchte, dass beide Ausrichtungen - Rechts als auch Links - in ihrer extremsten Form nichts Gutes mehr bedeuten können. Aber so, wie die Dinge derzeit liegen, empfinde ich die 'Gefahr von Rechts' als weitaus akuter und bedrohlicher. Und auch schon 'ein bisschen rechts' wird in meinem persönlichen Rechtsempfinden (da haben wir es wieder!) wesentlich schlimmer bewertet als 'ein bisschen links'.


Andererseits stelle ich mir auch die Frage, ob eine Partei, die einen landläufig so negativ besetzten Begriff wie 'Links' im Namen trägt, jemals von der breiten Masse als möglicherweise etwas positives wahrgenommen werden könnte, auch wenn vielleicht gerade sie es ist, die sich u. a. für diejenigen Dinge einsetzt, die wir - oder zumindest die meisten von uns - als 'gut' - oder eben als gerecht - ansehen würden. 


Also, wie ist das nun? Rechts und links - gut und schlecht? Oder doch eher anders herum? Denn tritt man heutzutage für Werte ein wie mehr Gerechtigkeit, mehr Toleranz, die Würde des Menschen usw., bezeichnen einen gewisse rechte Kreise schnell gerne mal als linksversifft.  Und somit heißt 'links' dann ja eigentlich doch 'gut', oder etwa nicht? ;-)

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